SCHLAMM – ZeitRaumMaterie

SCHLAMM – ZeitRaumMaterie

Ausstellung
4.6. – 16.7.
PUUUL 
Stolzenthalergasse 6 (im Hof rechts)

Schlamm – ZeitRaumMaterie

“Was der Raum für die Gedächtniskunst, ist die Zeit für die Erinnerungskultur” schreibt Jan Assmann in seinem Buch
Das kulturelle Gedächtnis. “Das kulturelle Gedächtnis haftet am Festen. Es ist nicht so sehr ein Strom, der von außen
das Einzelwesen durchdringt, als vielmehr eine Ding Welt, die der Mensch aus sich heraussetzt.” Erinnerungen sind
Abdrücke des Vergangenen in unserem Gedächtnis. Abdrücke, die wir durch eigene Erfahrung oder Erzählung
eingebettet haben und uns prägen. Eingebettet in unser Gehirn und in die Erdkruste. Das kulturelle Gedächtnis
ist eine Kombination zwischen den haptischen und geistigen Abdrücken. Sie gestalten die Geschichte.

Die Ausstellung Schlamm zeigt als raumgreifende Installation das Zusammenwirken von T.E. – Traktor.Elisabeth.
– eine Performance mit noch nicht definiertem Ende. Ihre jeweiligen Aktionen werden als STAGE deklariert,
was als Bühne und/oder Austragungsort gesehen werden kann.
In der Ausstellung werden Zeichnungen und Traktormalereien gezeigt. Diese sind Verortungen einer direkten
Bearbeitung von Grund und Boden auf dem sich T.E. bewegen. Mit den Traktorreifen werden Spuren in die
Leinwand gedrückt. Bewegungen werden als Reifenmuster durch Schlamm – mineralisches Material und Wasser
– abgedrückt und sichtbar gemacht. Bewegungen, die von einem Video mitgetragen werden und sich in einem
Kreislauf verlieren. Drone Sounds kippen dabei immer wieder in eine beängstigende Stimmung. Es ist wichtig
Gewohnheiten auf ihre Substanz zu prüfen. Substanzen, die sich auch in den Artefakten im Raum befinden. Es
sind die Stoffe mit denen bei den mechanischen Arbeiten am Traktor Schmiere, Diesel oder andere allfällige
Substanzen aufgefangen werden. Alles in allem Schlamm, der Informationen und Emotionen beinhaltet. Der
Traktor ist eine Maschine, die weltumspannend die Erdoberfläche bearbeitet, Bilder schafft und zerstört. Der
Traktor ist eine Maschine, die über politische Grenzen hinweg agiert, Kulturarbeit leistet und Geschichte
schreibt, auf der Erdoberfläche sowie im Gedächtnis. Durch das Projekt T.E. werden Oberflächen und Überlieferungen
traktiert und bearbeitet.
T.E. ist ein Projekt das 2014 mit der dreimonatigen Fahrt von der Ukraine nach Oberösterreich begann:
“Mit dem Projekt “Mit dem Traktor vom Theresiental (Ukraine) nach Oberösterreich” bin ich einer historischen Begebenheit
nachgegangen. Unter Maria Theresia wurden Menschen aus dem Salzkammergut in die Karpaten umgesiedelt, um
dort den Wald urbar zu machen. Als ich vor 8 Jahren das erste Mal in diesem Teil der Ukraine war, wurde ich im
oberösterreichischen Dialekt begrüßt. Trotz meiner Verwirrung kam sofort ein Gefühl der Zugehörigkeit und Vertrautheit auf.
Das hatte ich absolut nicht erwartet in einem mir anscheinend so fremden und fernen Land. Der Eiserne Vorhang als
politische und eben auch territoriale Grenze war unverkennbar in mein Gedächtnis eingeprägt.“ Elisabeth Falkinger
Jede unserer Bewegungen ist mit Teil dieser Geschichtsschreibung. Jeder Abdruck der Reifen in der Erde formt
und erzählt Geschichte. Jede Bearbeitung und Formung in den Bildern Elisabeth Falkingers ist eine Bearbeitung
der Vergangenheit in der Gegenwart für die Zukunft.

Eine Bewegung, nach vorne, über die Kruste, hart und mürbe
Mit Ausdauer, zäh und langsam
Öl, Schweiß, Diesel, vermischt mit Staub
Ohne konkreten Aggregatzustand aber mit Form – Schlamm

Schlamm

 

Fotos by Martin Rainer